3. Vernetzungstreffen der Forschungsprojekte: Interessante Ergebnisse und intensiver Austausch

Teilnehmende in einem Seminarraum © AlphaDekade

Von neuen Einblicken in die Lebenswelt gering literalisierter Erwachsener über die Förderung der Schreibkompetenz im Übergangssystem bis hin zur Entwicklung eines Beratungs- und Qualifizierungskonzeptes in der Alphabetisierungsarbeit – dazu noch anregender Austausch in mehreren Barcamp-Sessions:

Die eintägige Veranstaltung Anfang März in Hannover zeigte die ganze Bandbreite der Arbeit der 14 vom BMBF geförderten Forschungsprojekte. Ausgehend von drei Präsentation erörterten die Teilnehmenden dabei den aktuellen Stand der Forschung in den drei Handlungsfeldern der Förderrichtlinie „Lebenswelten gering literalisierter Personen“, „Lehr- und Lernprozesse“ sowie „Strukturen und Wirkungen“.

„Die Ansätze und Themen der Forschungsvorhaben sind enorm vielfältig und beleuchten für die Praxis relevante Fragestellungen. Daher begleitet die Projekte immer auch die Frage, wie der Transfer der Ergebnisse in die Praxis gelingen kann“, sagte Birgit Garbe-Emden, die fachlich zuständige wissenschaftliche Mitarbeiterin der Koordinierungsstelle AlphaDekade im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB): „Die Vernetzungstreffen dienen auch dazu, dass die Projektmitarbeitenden in den Diskussionen weitere Impulse für ihre eigene Arbeit bekommen.“

Neue Erkenntnisse über Lebenswelt gering literalisierter Erwachsener

Prof. Dr. Sabine Ehmig stellte in ihrem Vortrag die Ergebnisse des Projekts „MOVE“ im Handlungsfeld „Lebenswelten gering literalisierter Personen“ vor. Das Projektteam untersuchte in einer repräsentativen Umfrage, wie sich die Sichtweisen von formal gering Gebildeten und Personen mit Schwierigkeiten beim Lesen auf Themen wie “Beruf“, „Lernen und Bildung“ oder „Verbindlichkeit“ von denen der Gesamtbevölkerung unterscheiden.

Das Projekt fand dabei teilweise erhebliche Abweichungen und leitete daraus auch wichtige Erkenntnisse für die Praxis ab. Dazu gehören unter anderem:

  • Zur Ansprache und Motivation statt einem abstrakten Bildungsbegriff den konkreten Nutzen und Gewinn benennen und das eigene Bildungsideal von den Lebensbedingungen und Erwartungen der Zielgruppen unterscheiden.
  • In Ansprache und Angebote zielgruppenspezifische Werte einbeziehen, die stark im Privaten liegen, aber auch in Spaß und Unterhaltung. Zudem das Thema Gesundheit nutzen.
  • In der Konzeption von Maßnahmen kleinschrittig denken: kurzfristige- Lern- und Erfahrungsziele, die kleine, aber schnelle Erfolgserlebnisse bieten und Spaß machen.
  • Die konkrete Bedeutung von Lesen und Schreiben für den beruflichen (und privaten) Kontext erfahrbar machen.
  • Maßnahmen, die auf Lesen und Schreiben zielen, organisch mit anderen Skills verbinden (Gesundheitskompetenz, digitale Kompetenzen, Ausdrucksfähigkeit).

In der anschließenden Diskussion betonten die Teilnehmenden, wie wichtig die Ergebnisse des Projekts für die zukünftige Ausgestaltung von Kursangeboten oder Lehr- und Lernmaterialen sein können.

Projekte entwickeln neue Förderkonzepte

Das Projekt „KOFISCH – Kompetenzförderung im Schreiben“ präsentierte im Bereich des Handlungsfeldes „Lehr- und Lernprozesse“ seine Ergebnisse und das darauf basierende neu entwickeltes Förderkonzept für junge Erwachsene im Übergangssystem. Ein zentraler Aspekt ist dabei der handlungsorientierte Ansatz, bei dem der Zugang zum Lernen über die Arbeit erfolgt.

Die Teilnehmenden werden mit authentischen Schreibsituationen aus dem Berufsleben und praxisorientierten Aufgaben konfrontiert. Sie lernen dabei, ohne dies mit den schulischen Erfahrungen zu verbinden. Dies soll dazu beitragen, dass die jungen Erwachsenen Schreiben als Teil der beruflichen Praxis erkennen. Weitere Informationen zum Förderkonzept finden sich in einem Beitrag auf www.alphadekade.de.

Im Handlungsfeld „Strukturen und Wirkungen“ untersucht das Projekt „EIBE“ die Effekte und Wirkungen eines „Beratungs- und Qualifizierungskonzeptes“ für Leitungskräfte, Programmplanende und Lehrkräfte, in das in den letzten Jahren entwickelte und erfolgreich erprobte „Best-Practice“ Konzepte, Methoden und Instrumente der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit integriert werden. Das Projektteam gab auf dem Vernetzungstreffen einen ersten Einblick in die Methodik des Konzeptes sowie in die Überlegungen zur Kompetenzerfassung bei den Kursteilnehmenden. Das Konzept soll in diesem Jahr an Volkshochschulen erprobt und evaluiert werden.

Zusätzlich zu den Impulsvorträgen tauschten sich die Teilnehmenden in drei Barcamp-Sessions zu übergreifenden Fragen der Projektarbeit aus. In den von den Projekten selbst initiierten Kleingruppen-Diskussionen behandelten die Teilnehmenden Aspekte des Ergebnistransfers in die Praxis, des partizipativen Forschens und Arbeitens sowie der Daten- und Thementriangulation.

Zum Abschluss informierte die Koordinierungsstelle der AlphaDekade über die Vorbereitungen der diesjährigen AlphaDekade-Konferenz. Diese soll unter dem Motto „Wissenschaft und Praxis im Dialog“ am 29. und 30. November in Berlin stattfinden. Im Mittelpunkt stehen dort die Arbeit der Forschungsprojekte und der Ergebnistransfer in die Praxis.