AlphaDekade-Konferenz 2018: So gelingt der Zugang zur Zielgruppe

Alpha Dekade Konferenz 2018 © BMBF/ Scherm.
Rund 200 Expertinnen und Experten tauschen sich bei der AlphaDekade-Konferenz 2018 in Hamburg über Zugangswege aus.


„Zugänge schaffen“: Das ist das Thema der AlphaDekade-Konferenz 2018 in Hamburg. Zwar gibt es mittlerweile eine hohe Anzahl an Lernangeboten, jedoch nimmt nur ein Bruchteil der Betroffenen diese wahr. Wie kann man sie besser erreichen und motivieren? Arbeitsplatzorientierte Grundbildung, Lernen im Alltag und digitale Lernwelten sind die wichtigsten Ansätze, die Expertinnen und Experten im Rahmen der Konferenz diskutierten. Vier Trends zeichneten sich ab:

Alphabetisierung und Grundbildung braucht Anbindung an alltägliche Themen

Ob Gesundheitsvorsorge, schulische Unterstützung der eigenen Kinder oder Schuldnerberatung – viele Betroffene brauchen ein konkretes Ziel und eine konkrete Verbesserung im Leben, damit sie sich der Hürde stellen, im Erwachsenenalter besser lesen und schreiben zu lernen. An diese Bedürfnisse muss das System der Erwachsenenbildung anknüpfen. Dabei gewinnen lokale Netzwerke zunehmend an Bedeutung. Persönliche Ansprache und Vertrauen seien wichtige Voraussetzungen, Zugang zu Betroffenen zu finden, bestätigt auch Ernst Lorenzen, Mitbegründer der ABC-Selbsthilfegruppe Oldenburg. Er selbst hat mit 55 Jahren Lesen und Schreiben gelernt. „Wenn ich anderen Betroffenen, Lehrern oder Jobvermittlern von meinen eigenen Erfahrungen berichte, ist das überzeugender als manch Info-Broschüre oder Film.“

Der Fachkräftemangel wird die Nachfrage nach arbeitsplatzorientierter Grundbildung steigern

Knapp 60 Prozent der funktionalen Analphabetinnen und Analphabeten sind erwerbstätig. Am Arbeitsplatz können sie mit Angeboten einer nachholenden Grundbildung erreicht werden. Neue Aufgaben und digitale Anforderungen zwingen sie dazu, sich dem lange verdrängten Thema zu stellen, um ihren Arbeitsplatz langfristig zu sichern. Auch Unternehmen erkennen zunehmend die Chance, ihren Fachkräftebedarf durch die Investition in Grundbildungsangebote zu decken. Dabei gilt: Je genauer das Angebot auf die Bedürfnisse der Unternehmen zugeschnitten ist, desto eher institutionalisieren sie sich.

Beim Einsatz digitaler Lehrmittel gibt es noch viele Lücken

Ein großer Teil funktionaler Analphabeten nutzt regelmäßig das Internet. Auch für digitale Lernangebote sind sie offen: Das VHS-Portal ich-will-lernen.de hat mittlerweile eine halbe Million Nutzer. Dennoch kommen digitale Lehrmittel bei Präsenzveranstaltungen noch selten zum Einsatz. Bildungseinrichtungen sind sehr unterschiedlich mit Geräten und Internetzugang ausgestattet. Nicht alle Lehrkräfte fühlen sich hinreichend sicher im Umgang mit der Technik oder dem Datenschutz. „Elementar bleiben Investitionen in die Ausstattung und eine gute Qualifizierung der Lehrkräfte“, sagt Ilka Koppel, die an der Pädagogischen Hochschule Weingarten zu dem Thema forscht.

Die Zuwanderung erfordert neue Lernkonzepte

Geflüchtete Analphabeten sind zu einer bedeutenden Zielgruppe der Grundbildung geworden. Ihre Bedürfnisse unterscheiden sich jedoch teilweise von denen deutscher Muttersprachler mit Lese- und Schreibschwierigkeiten. Erfolgsversprechende Ansätze aus der Integration und der Alphabetisierung/Grundbildung sollten daher in engeren Zusammenhang gebracht und weiterentwickelt werden. Die Qualifizierung der Lehrkräfte ist dafür unerlässlich.

Gab es zu konkreten Einzelergebnissen kontroverse Diskussionen, waren sich die Teilnehmenden der Konferenz in einem Punkt einig: Neue Zugänge zu Betroffenen zu schaffen, bedarf einer gesamtgesellschaftlichen Anstrengung – und den Einsatz von vielen Menschen und Institutionen auch außerhalb der Erwachsenen- und Grundbildung.

Alpha Dekade Konferenz 2018

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